Kommentar: Johannes Binotto
Was wäre wenn…? Das Kino ist eine Phantasmen-Maschine, mit der sich andere Realitäten durchspielen lassen. Darin ähnelt der filmische Apparat jenem anderen, den Freud den „psychischen Apparat“ nannte – denn auch die Psyche gehorcht einer anderen Realität als der aus dem Alltag vertrauten. Und wo verschiedene Realitäten aufeinander prallen, gerät das Subjekt in Bedrängnis. Brian de Palma, alter Virtuose des filmischen Apparats, führt uns diese Verwandtschaft zwischen Film und Psyche augenzwinkernd vor in einem Thriller um eine Juwelendiebin und ihre Widersacher, in dem nichts so ist, wie es zunächst scheint, und alle Beteiligten sich unentwegt verstellen. So erweisen sich auch die unglaublichsten Wendungen und irritierendsten Geschmacklosigkeiten des Films als Trick, damit wir de Palma noch mehr auf den Leim gehen. Im Kino ist ohnehin alles nur ausgedacht – fragt sich nur, von wem.