Kommentar: Mirna Würgler
Während neun Monaten hat Regisseur Cantet an einem Collège gefilmt – mit im Drehbuch festgelegten Charakteren zwar, jedoch in frei interpretierten Szenen. So werden wir Zeugen einer sich vertiefenden Auseinandersetzung zwischen SchülerInnen und ihrem Lehrer, der ihnen nicht nur die französische Grammatik beizubringen versucht, sondern sie auch an existentielle Themen heranführt. Die Jugendlichen ihrerseits überraschen den Lehrer mit drängenden Fragen: Was hat der Schulstoff mit ihnen, mit ihren Erfahrungen, mit der realen Welt zu tun? Wer ist ihr Lehrer? Mag er sie, und gibt er ihnen jene Noten, die sie für den Abschluss brauchen? Es sind solche untergründigen Fragen, die den Unterricht ebenso strukturieren wie die vorbereiteten Lektionen. Die Schule wird als Arbeits- und Lernort erfahrbar – und als Sozialisationsinstanz, die über Integration oder Ausschluss entscheidet.