Kommentar: Markus Fäh
Die Schauspielerin und Regisseurin Maïwenn sagt zu ihrem Film: «Wenn Leute es schaffen, mit der Person glücklich zu sein, die sie lieben, haben sie grosses Glück. Aber das ist sehr selten.» Nach einem Skiunfall kuriert Anwältin Tony (Emmanuelle Bercot) in einer Reha-Klinik ihre körperlichen Blessuren aus. Doch die seelischen Wunden ihrer gescheiterten Amour Fou mit dem Partylöwen Georgio (Vincent Cassel), dem sie hoffnungslos verfallen war, heilen ungleich langsamer. In der Rückblende werden die Anatomie der unheilvollen Abhängigkeit, die enormen Gefühlsexzesse und die krankhaften Züge der Persönlichkeiten in explosiven Dialogen und schmerzhaft intensiven Nahaufnahmen der Gesichter seziert. Der quälende Klärungsprozess hin zu Trennung und versöhnlich offenem Ende verrät tiefes psychoanalytisches Verständnis: Man verlässt Geliebte aus demselben Grund, aus dem man sich in sie verliebt hat.