Kommentar: Andreas Jacke
Die gefährliche Kinderwelt des Charles Dickens: Armut, Verbrechen, Prostitution und Verwahrlosung im Herzen Londons. «Oliver Twist» (1837-39) war einer der erfolgreichsten Romane des englischen Humanisten und wurde mehrmals verfilmt. Polanskis Version fokussiert auf den Aspekt der Angst und erzählt den klassischen Stoff mit einer Eindringlichkeit, die man von keiner anderen Verfilmung kennt. Polanski drehte «Oliver Twist» drei Jahre nach dem Erfolg von «The Pianist» mit viel Aufwand für seinen Sohn. Auf eine für Kinder verständliche Weise zeigt er darin, was es bedeutet, ohne Eltern in einer unsicheren Welt aufwachsen zu müssen. Was Dickens historisch beschrieb, hat Polanski fiktiv bearbeitet und mit seinem schweren Kindheitstrauma aus dem Holocaust verknüpft; zusammen mit der Ermordung von Ehefrau Sharon Tate war dieses auch mit eine Ursache seiner späteren Übergriffe.