Kommentar: Henrika Rohr
Die Penthouse-Wohnung eines Ehepaars in Tel Aviv. Teure Möbel, sterile Kunst, Hightechtoiletten, phänomenale Aussicht – ein Ort, an dem sich die Realität des Nahen Ostens gut ausblenden lässt. Bis ein Offizier, ein Arzt und eine Soldatin an der Wohnungstür klingeln. Das Trio, auch «Totenglocken» genannt, überbringt die Nachricht vom Tod des Sohnes an der Front. Die Mutter, die die Tür öffnet, bricht verzweifelt zusammen. Mit dieser Eröffnungssequenz beginnt Samuel Maoz seinen zweiten Spielfilm, ein israelisches Antikriegsdrama mit virtuoser Kameraführung. Ein klug inszeniertes Kammerspiel, das einen nahezu unentrinnbaren Sog entwickelt. Eine Geschichte voller seltsamer Zufälle und grotesker Wendungen über ein Land, dessen Menschen sich eingerichtet haben mit dem Schicksal ihrer Familien und dem endlosen Krieg.