Kommentar: Dominique Bondy
Mit der Verfilmung des gleichnamigen Buchs von Elfriede Jelinek erhielt Haneke 2001 in Cannes den grossen Preis der Jury. Das fesselnde Kammerspiel einer pathologischen Mutter-Tochterbeziehung findet in Wien statt, aber fast immer in geschlossenen Räumen. Dies verstärkt noch die unerträgliche Beklemmung, die den Zuschauer befällt, je mehr er in die innere Welt der Tochter hinein gezogen wird. Mit Isabelle Huppert ist die Tochter Erika Kohut, eine Klavierlehrerin am Konservatorium, glänzend besetzt. Durch das Eindringen eines Dritten wird das grausame Gefängnis zwar aufgebrochen, eröffnet aber gleichzeitig neue Abgründe. Unter der kühlen, glatten, gefühlskargen Oberfläche wird eine ganz andere Seite sichtbar. Dank des besonderen Stils von Haneke ist der Film nicht einfach eine Charakterstudie, sondern wirft Fragen auf, berührt zutiefst menschliche Themen.