1895 zeigten die Gebrüder Lumière in Paris den ersten Stummfilm. Im selben Jahr begründete Sigmund Freud in Wien mit den „Studien über die Hysterie“ die Psychoanalyse, und fünf Jahre später erschien sein grosses theoretisches Werk „Die Traumdeutung“.
Sowohl Traum als auch Film leben vor allem von der Bildsprache. Sie ist den Gefühlen, den Phantasien, dem Unbewussten näher als das gesprochene Wort. Im Traum wie im Film sind die üblichen Gesetze von Raum, Zeit und logischer Darstellung aufgehoben. Alles ist möglich: Schnitt, Umkehrung, Verschiebung, Verdichtung, Tempowechsel. Das Unbewusste kennt keine Zeit.
Traum und Film sind schöpferische Leistungen, die bewegen, beglücken oder verstören. Es sind die grossen Menschheitsthemen, die Filmschaffende und Publikum in ihren Bann ziehen: Liebe und Hass, Schuld und Sühne, Glück und Trauer, Macht und Ohnmacht, Sehnsucht und Leidenschaft.
In der Psychoanalyse gilt die Traumdeutung als der Königsweg zum Unbewussten. Der psychoanalytische Blick auf den Film sucht den verborgenen Sinn – den Film hinter dem Film – und eröffnet so zusätzliche Möglichkeiten der Interpretation.